Um ein Kinderlächeln

KL Tobias LeitnerTobias Leitner engagiert sich im Salzburger Fechtsport  als Übungsleiter, Jugendbetreuer und Kampfleiter. Gerade seine Rolle als Kampfleiter auf Jugendturnieren ist sehr wichtig, da er damit entscheidend mithilft, unseren Turnierbetrieb geordnet abzuwickeln. Wir baten ihn zum Interview.

Du bist schon sehr lange Fechtsportler. Was hat dich bewegt Kampfleiter zu werden?

Ich wollte die Chance auf die Erfahrung, den Fechtsport aus einer anderen Perspektive zu sehen, nicht an mir vorbei gehen lassen. Als es die Möglichkeit zu einer Prüfung für die D-Lizenz gab hab ich den Termin wahrgenommen. Dadurch kann ich auch nun andere Eindrücke des Fechtsportes auf mich wirken lassen. Auch erwähnenswert sind meine Erinnerungen an Turniere wo Cornelius Sohm uns als Kampfrichter begleitet hat.

Du investierst sehr viel Freizeit, um an der Bahn Gefechte zu leiten. Was bewegt dich dazu?

Als ich den Fechtsport kurzzeitig pausiert habe, habe ich viele Wochenenden mit belanglosen Dingen aufgefüllt. Als Kampfrichter für ein Turnier wird man benötigt, ohne Kampfrichter geht kein Ranglistenturnier. Die Rangliste entscheidet über Startplätze für internationale Bewerbe. Das ist eine Wertigkeit, keine belanglose Sache. Auch die Ranglisten im Jugendbereich sind essenziel. Diese ermöglichen es den jungen Athleten sich zu messen und miteinander zu vergleichen, noch dazu ist es auch ein Ansporn für besonders motivierte Nachwuchsfechter. Hauptsächlich bin ich auf Jugendturnieren. In dieser Saison sind die Kampfrichtertätigkeiten weniger geworden als in der letzten, da Termine oft mit dem SumsiCup kollidierten, bei welchen ich als Betreuer agieren darf.

Ist Kampfleiten nicht auch eine Belastung? Man fällt wichtige Entscheidungen, die über die Arbeit von Sportlern und Trainern entscheiden kann, man ist Druck von außen ausgesetzt…

Ein Gefecht zu leiten ist Kopfarbeit, im besten Fall im Stehen, kann aber auch sein, dass man für einen Treffer ein paarmal die Fechtbahn rauf und runter gehen muss. Bei ausreichend Kampfrichtern ist es entspannend. Konzentration und Ruhe sind die wichtigsten Fähigkeiten als Kampfrichter. Meine Entscheidungen sind Tatsachenentscheidungen. So wie ich die Situation sehe, bewerte ich sie, auf der Basis des Reglements. Wichtig ist es seiner Entscheidung treu zu bleiben. Für mich persönlich als Fechter waren Fehlentscheidungen immer schlimm. Nach außen habe ich immer egal ob in Jugend C oder bei den Junioren als Kadett immer Haltung bewahrt, innerlich sah es anders aus. Besonders schlimm ist es, wenn man eine Aktion trainiert und trainiert. Endlich funktioniert sie, aber der Kampfrichter bewertet die Aktion, falsch. Du selbst weißt, dass die Aktion gepasst hat und dein Trainer signalisiert dir das auch. Die Situation wiederholt sich. Wieder Fehlentscheidung. Wenn man in diesem Moment an die harte Arbeit dahinter denkt, hat man dieses Gefecht so gut wie verloren. Abschalten, was anderes machen. Das klingt nun so leicht, versuchen Sie es aber einmal selbst. Diese Gefühle vergisst man nicht einfach so, dadurch gibt es für mich nur Entscheidungen nach meinem besten Wissen und Gewissen. Gleichzeitig hilft mir wesentlich meine Tätigkeit als Kampfrichter, diese Entscheidungen heute besser „zu verdauen“.

Hast du im Kampfleiterwesen  Ziele für die Zukunft

Eine schwere Frage für mich. Eines ist sicher, solang ich jung bin und mich gut bewegen kann, werde ich aktiv Florettfechten betreiben, noch einmal eine Pause wird es nicht geben. Die Zeit hierfür werde ich mir organisieren. Die nächste Stufe als Kampfrichter wäre eine FIE-Lizenz. Damit wäre ich berechtigt Gefechte von sämtlichen Turnieren auf dieser Welt zu leiten. Problem ist, dafür benötige ich viel Zeit (FIE-Anwärter, Fortbildung, Seminare usw.). Momentan trifft meine Organisation und Zeitmanagement schon teilweise ihre Grenzen. Der Abschluss des „hakzwei-Kollegs“ im Schwerpunkt „Entrepreneurship und Management“ und „Digital Business“ steht vor der Türe. Auch meine Tätigkeit als Übungsleiter nimmt Zeit in Anspruch. Ich investiere viel Zeit in meine Leidenschaft und bekomme auch sehr viel zurück. Die Tätigkeit als Übungsleiter gibt dir aber etwas, was du als Kampfrichter nicht erfährst, ein Kinderlächeln. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich diese Frage auch erst in einem halben Jahr beantworten kann, dann weiß ich was zeitlich noch möglich ist, und was nicht mehr möglich ist oder mit der Arbeit zu sehr kollidiert.